21000 Euro, 11 Kuchen und weitere Pläne
Abordnung aus Altenburg besucht Altenburg/Altenahr – „Sicher nicht das letzte Mal“
ALTENBURG (pm). Seit Sommer sind sie aktiv, die Altenburger Vereine mit ihrer Aktion „Altenburg hilft Altenburg“, nun war eine Abordnung der verschiedenen Akteure rund um Initiatorin Ines Caspar in dem Ort gleichen Namens, der massiv von der Flutkatastrophe im Ahrtal betroffen war. Mit dabei: die ersten 21 000 Euro und 11 Kuchen, die für das Versorgungszelt bestimmt waren und die Kuchenbäckerinnen vor Ort ein wenig entlasten sollten.
Werner Lanzerath, 1. Beigeordneter der Ortsgemeinde Altenahr, und Gemeindereferentin Manuela Kremer-Breuer nahmen die sechs Gäste im Empfang. „Dass in einem Dorf, das uns nicht kennt und mehr als 200 Kilometer von uns weg ist, so viel Engagement für uns zustande gekommen ist, das hat uns sehr erstaunt und auch sehr gefreut und bewegt“; gab Lanzerath gleich zu Beginn der Begegnung an. Eine kleine Ortsbegehung machte den Besuchern die ganze Tragweite der Katastrophe deutlich: Viele Lücken von bereits abgerissenen Häusern säumen die Straßen, die Häuser, die noch stehen, sind fast alle zerstört: Ganze Hauswände fehlen, Dächer, Fenster – bewohnbar sind sie alle nicht. Und doch wohnen in den zweiten Etagen der vielen Ein- bis Zweifamilienhäuser schon wieder Menschen, sogar ein wenig Weihnachtsschmuck ziert die stark beschädigten Gebäude. Das ganze Drama wird auch an den aufgesprühten Botschaften auf den Häusern deutlich: Ein rotes Kreuz bedeutet, dass nach der Flut am 15. Juli zwei Begehungen gemacht wurden und keine Menschen mehr in den Häusern waren. Drei ineinander übergehende Kreuze bedeuten den Abriss. Diesem wiederum setzen sich weitere Inschriften entgegen. Auch der Ölstand in den Tanks der Häuser wurde an den Außenwänden dokumentiert und den Einsatzkräften auf diese Weise mitgeteilt. An weiteren Wänden und in den Fenstern sind große „Dankeschöns“ zu lesen. All das waren bewegende Eindrücke für die Besucher.
Im Gespräch mit Manuela Kremer-Breuer und Werner Lanzerath erfuhren Rainer und Gertrud Kreuter, Ines Caspar, Werner Weber, Ralf Müller und Traudi Schlitt, dass die Menschen ganz unterschiedlich mit der Situation umgehen, dass sie sich unterschiedliche Perspektiven schaffen. „Es hat eben jeder eine andere Ausgangssituation“, so Kremer-Breuer. „Da spielt die Frage nach der Versicherung eine Rolle genauso wie die Lebensphase, in der man sich befindet: Eine junge Familie hat andere Herausforderungen zu bewältigen als ein Ehepaar im Ruhestand“, ergänzte Lanzerath. Worunter alle gleich leiden, ist die Unsicherheit, denn noch ist nicht klar, wie und unter welchen Bedingungen an der Ahr wieder aufgebaut wird. Dennoch geht es immer weiter, auch in Altenburg: „Wir sind insbesondere den ehrenamtlichen Helfern zu großem Dank verpflichtet“, tat Werner Lanerath kund – der Rundgang durch den zerstörten Ort machte deutlich, wie viel die Menschen hier bereits geleistet haben, auch wenn das ganze Dorf wie eine einzige große Baustelle anmutet.
Für die Besucherinnen und Besucher war der Rundgang durch den Ort zum einen bedrückend: „Jedes Haus steht für eine Familie, die hier gelebt hat und völlig unvermutet alles verloren hat. Man kann sich gar nicht vorstellen, was das bedeutet“, sagte Ines Caspar angesichts der Zerstörung, die nicht einmal vor den Bahnschienen haltgemacht hat. Andererseits war aber auch ein großer Zusammenhalt bei den Menschen zu spüren: Immer noch können sie im selbstorganisierten Versorgungszelt, das auch den Helferinnen und Helfern offensteht, zusammenkommen. Auch der Wunsch nach baldiger neuer Normalität bricht sich hier Bahn: „Ich hoffe, dass wir bald unser altes Dorf wiederhaben“, so Lanzerath, der weiß, dass das auch im kommenden Jahr noch nicht der Fall sein wird. Zu viele, zu große Schäden hat die Flut angerichtet. Doch der 1. Beigeordnete zeigt sich zuversichtlich.
Kremer-Breuer berichtete von den nicht nur materiellen, sondern auch psychischen Problemen, die die Katastrophe für nicht wenige Menschen im Ahrtal mit sich gebracht hat. Und von den Schwierigkeiten, die Hilfsangebote sinnvoll zu koordinieren. „Wir sind dankbar für alles, was getan und gespendet wurde, jetzt sind wir schon so weit, dass wir zielgerichteter vorgehen können und müssen“, skizzierte sie die Situation. „Es ist am hilfreichsten, wenn man uns fragt, was wir brauchen, denn auf der einen Seite sind viele Bedarfe schon gedeckt und viele Arbeiten schon getan, auf der anderen Seite kommen auch täglich wieder neue dazu.“
Für die Altenburger Hilfsbereiten heißt dies: Sie bleiben in Kontakt mit Altenburg/Altenahr und stehen bereit, wenn es etwa heißen sollte, das Versorgungszelt vor oder zu Weihnachten noch einmal mit Kuchen zu beliefern oder vielleicht im Frühling ein kleines Fest vor Ort zu veranstalten. „Wir halten uns auf dem Laufenden und sind sicher, dass die Freundschaft der beiden Altenburge erst am Anfang steht“, zeigten sich sowohl Ines Caspar als auch Kerstin Müller, 2. Beigeordnete der Ortsgemeinde und Koordinatorin des Versorgungszeltes, sicher.
Wohin genau die Spende aus Altenburg fließen wird, ist noch unklar, sicher aber ist: „Wir werden die Spende in Ihrem Sinne für ein Projekt in unserem Dorf oder für die gezielte Unterstützung von bedürftigen Menschen im Ort verwenden“, verspricht Werner Lanzerath, der nicht müde wird, das Engangement des Namensvetters zu loben. Und das ist noch nicht zu Ende: „Wir waren zwar jetzt schon vor Ort“, so Ralf Müller, „das war aber allein den Terminkonstellationen geschuldet. Unsere Crowdfunding-Aktion mit der VR Bank läuft weiter und alle, die es bis jetzt noch nicht geschafft haben, können immer noch ihr Scherflein zu noch ein bisschen mehr Freude in Altenburg beitragen.“ „Gerade jetzt zu Weihnachten wäre es eine tolle Idee, nochmal zu spenden, denn wir haben gesehen, wie sehr die Region noch leidet und wie gut es tut, wenn Hilfe angeboten wird“, laden die Verantwortlichen ein.
Auf der Website der VR Bank findet man das Crowdfunding unter https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/altenburg-hilft-altenburg.