20.000 Kleidungsstücke am Tag – und das System kennt jedes!

Förderverein Dorf Altenburg e.V. war zu Gast bei der Firma Textilservice Jöckel im Industriegebiet

An vielen Unternehmen in und um Alsfeld fährt man zwar tagtäglich vorbei, was sie aber genau tun, das wissen viele nicht. Bei einer Wäscherei hat man davon zumindest eine vage Vorstellung – schließlich hat so etwas ja jeder in Klein zuhause. Der Förderverein Dorf Altenburg e.V. lud vor wenigen Tagen ein, herauszufinden, was an dieser Vorstellung stimmt und was nicht. Eine elfköpfige Gruppe konnte Geschäftsführerin Kirsten Kaage am Freitagnachmittag im Alsfelder Betrieb von Textilservice Jöckel im Industriegebiet, Oberste Elpersweide, begrüßen. Diese Gruppe staunte nicht schlecht, als sie die ersten beeindruckenden Zahlen hörte:

Mit den beiden Betrieben in Alsfeld und Zella-Mehlis und einer Produktion auf dem höchsten technologischen Standard, einer Produktionsfläche von über 8.500 m² und rund 250 Mitarbeitern, werden derzeit über 200 Senioren- und Pflegeeinrichtungen, 60 Krankenhäuser und Reha-Kliniken in Hessen, Thüringen und Franken versorgt, und das mit einer Flotte von über 20 LKW, an 6 Tagen in der Woche.

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Beeindruckend: der erste Blick in die riesige Halle.

Neben der Stations- und Wohnbereichsversorgung von Seniorenheimen und Krankenhäusern mit z.B. Bettwäsche, Frotteewäsche und Patientenhemden, werden auch die Mitarbeiter in den Einrichtungen mit Berufskleidung ausgestattet. Darüber hinaus und das war allen neu, bearbeitet die Firma Jöckel auch die eigene Wäsche der Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen. Eine besondere Aufgabe, wenn man bedenkt, dass in Alsfeld jeden Tag fast 13.000 eigene Wäschestücke von Seniorenheim Bewohnern gereinigt, geglättet und gelegt werden. „Dass dann die linke und rechte Socke zur gleichen Zeit beim richtigen Bewohner wieder ankommt, das ist wirklich eine Kunst und nur mit äußerster Sorgfalt der Mitarbeiter und modernster Technologie möglich“, erläuterte Kaage.

Seit fünf Jahren ist die Firma nun in Alsfeld ansässig. Die ehemalige Betriebsstätte in Lauterbach war durch einen Großbrand Anfang 2011 komplett zerstört worden. Für die Übergangszeit wurde die Wäsche aus Lauterbach in einer zweiten Schicht im Zweitbetrieb in Zella-Mehlis bearbeitet. Mit einem Kraftakt für alle Beteiligten und auch der Unterstützung der Stadt Alsfeld, die sehr schnell die Möglichkeit einräumte, das neue Baugebiet zu nutzen, hat Jöckel keine Kunden verloren. „Wir sind am 2. Februar 2011 in Lauterbach abgebrannt und konnten am 24. Oktober 2011 hier das erste Stück Wäsche waschen“, resümiert Vertriebsmitarbeiter Steffen Trier diese Herkulesaufgabe.

Doch vor Herkulesaufgaben ist weder der Geschäftsleitung noch den 130 Mitarbeitern in Alsfeld angst. Das sieht man daran, dass sie alle ruhig und professionell tagtäglich dieser riesigen Wäschemenge trotzen, die am Abend des Tages wieder blütenrein das Haus verlässt.

Welche Schritte dazwischen nötig sind, erläuterten Kirsten Kaage und Steffen Trier ihren Besuchern. Angefangen bei der Sortierung der Flachwäsche in 18 verschiedene Sortierboxen – nach Größe und Art der Wäsche. In Säcken zu jeweils 50 kg Wäsche wird die Ware dann automatisiert zu den riesigen Waschmaschinen transportiert – 4 ½ Tonnen hängen dann unter der Decke des Gebäudes, von wo sie nacheinander – genau im Hundert-Sekunden-Takt in die mannshoheTrommel fallen. 18 Stufen durchlaufen sie darin, bis sie auf der anderen, der reinen Seite der Wäscherei gepresst, getrocknet, gemangelt, zusammengelegt und wieder expediert werden. Alle 100 Sekunden kommen aus den zwei Maschinen zwei weiterzubearbeitende Wäscheberge an. Alles so getaktet, dass es für die Weiterverarbeitung sowohl von den Maschinen als auch vom Personal passt. Eine logistische Meisterleistung steckt hier dahinter. Und nicht nur hier.

An einer anderen Stelle in der Wäscherei erklärte Kirsten Kaage, dass  die individuelle Pflege der Bewohner eigenen Wäsche in Senioren-und Pflegeeinrichtungen einer ganz besonderen Sorgfalt bedarf. Mit modernster Technik, einem sogenannten Data Matrix-Code-System, lässt sich jedes Kleidungsstück zurückverfolgen und genau zuordnen – und kommt sicher wieder schrankfertig zu seinem Besitzer zurück.

Neben diesen ganz praktischen Dingen erfuhren die Besucher auch etwas über den Wasser- und Waschmittelverbrauch, über die Möglichkeiten, hier sparsamer und umweltschonender zu waschen als in jedem Privathaushalt.

Mit dem Werk in Zella-Mehlis zusammen kommt man auf über 30 Tonnen Wäsche und mehr als 35.000 Bewohner eigene Kleidungsstücke am Tag. Ganz Hessen beliefert die Wäscherei – wobei die Flachwäsche ausschließlich Mietwäsche ist, die der Firma Jöckel gehört und Seniorenheimen bzw. Krankenhäusern vermietet wird. Über Hessens Grenzen hinaus gehören noch Einrichtungen aus Franken und Thüringen zu den Kunden des Unternehmens.

Die Mitarbeiter, darunter auch Auszubildende und Duale Studenten, kommen aus Alsfeld, Lauterbach und der weiteren Umgebung. „Wir schaffen nicht nur Arbeitsplätze für die Region sondern bieten auch Perspektiven für junge, engagierte Mitarbeiter, sich in unserem Betrieb zu qualifizieren. Darauf legen wir in der Geschäftsführung großen Wert.“

Dass Wäschewaschen so spannend sein kann, hätten die Besucher des Fördervereins nicht gedacht. Sie nahmen viele bleibende Eindrücke von der Führung mit Kirsten Kaage und Steffen Trier mit.

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Ganz in Weiß: Die Besuchergruppe im Foyer des Textilservice Jöckel.